Home Region Sport Agenda Schweiz/Ausland Magazin
Freizeit
13.03.2022
06.05.2022 15:13 Uhr

«Ich kann für sie da sein und zeigen, dass wir sie nicht vergessen haben»

Kinder freuen sich über den Besuch von Katja Bruhin. Sie wissen, «Die Weisse» bringt ihnen Hilfe und Unterstützung auf verschiedenste Art und Weise.
Kinder freuen sich über den Besuch von Katja Bruhin. Sie wissen, «Die Weisse» bringt ihnen Hilfe und Unterstützung auf verschiedenste Art und Weise. Bild: Ashia
Vor wenigen Wochen ist Katja Bruhin von der Stiftung Ashia von ihrer knapp 70-tägigen Kamerun-Reise zurückgekehrt. Eindrücke von Flüchtlingslagern, Hungersnot und Wasserknappheit lassen sie bis heute nicht richtig los. Und doch weiss sie: Sie kann nicht allen helfen.

Anlässlich ihrer neuesten Spendenreise fuhr Katja Bruhin im Namen der Stiftung Ashia wieder quer durch Kamerun und durch Teile des Tschads. 7,5 Wochen blieb sie im Gebiet Extrême-Nord. Und wünschte, sie hätte mehr tun können: «Unsere Hilfe ist ein Tropfen auf den heissen Stein.»

«Zu viel Not an einer Stelle»

Auf ihrer Reise ist Katja Bruhin erstmals in die Region Kousseri vorgestossen. Dort ist kurz vor Weihnachten ein neuer Krieg ausgebrochen. «Ich fuhr kilometerweit vorbei an Geisterdörfern, sah unzählige abgebrannte Häuser und Ruinen.» Bilder, wie sie sie auch nur aus dem TV kannte. «Ich sah Flüchtlingscamps mit über 50'000 Menschen», berichtet sie. Als Weisse liess man sie aus Sicherheitsgründen nicht ins Camp. «Die Leute in den Flüchtlingscamps schlafen in improvisierten Strohhütten, unter Blachen oder auf dem Erdboden, während ich sogar in meinem Zimmer noch fror», berichtet Bruhin.

  • Im neu errichteten Gymnasium in Yagoua gehen 132 Kinder zur Schule. Bild: zvg
    1 / 2
  • Wilde Elefantenherden dringen in Gebiete vor, wo sie früher nie waren, und zerstören auf der Suche nach Nahrung die Hirsefelder der Bevölkerung. Bild: zvg
    2 / 2

32 neue Trinkbrunnen in Kamerun realisiert 

Seit sich die Ausserschwyzer Stiftung Ashia für den Bau von Brunnen engagiert, wurden schon 93 Brunnenbohrungen realisiert – 32 allein im letzten Jahr. «Wenn man an einem Tag vier bis fünf Brunnen einweiht, ist das ein Gefühl einer ‹Dauerparty›, bei welcher stundenlang getanzt, gesungen und geklatscht wird», so Katja Bruhin. Der Bedarf an sauberem Wasser ist aber längst nicht gedeckt. Er steigt insbesondere in felsigen Regionen zunehmend an. Aufgrund der notwendigen Maschinenbohrung kostet ein Brunnen dort doppelt so viel – nämlich 5'000 Franken. Trotzdem sollen im laufenden Jahr weitere 32 Brunnen erstellt werden.

Auf ihrer über zweimonatigen Reise durch Kamerun sah Katja Bruhin erstmals viele Flüchtlingslager aus improvisierten Strohhütten. Bild: zvg

Natürlich lernte sie in den letzten 15 Jahren, mit solchen Situationen umzugehen. Auch wisse sie, dass sie nicht allen helfen könne. Trotzdem versuche sie, die Menschen wenigstens zu ermuntern, wenn sie ihnen schon nicht anderweitig helfen könne. «Ich kann für sie da sein und zeigen, dass wir sie nicht vergessen haben.»

Hungersnot schon jetzt gross

Auch die angetroffene Hungersnot beschäftigt die sonst so fröhliche Frau. «Der Klimawandel zeigt sich extrem, indem die Gegend viel trockener ist als noch vor Jahren.» Es wachse kaum noch Nahrung auf den Feldern des Volkes. Elefanten strömen auf der Suche nach Essen in Gebiete vor, wo sie vorher nie waren, und zerstören ganze Hirsefelder der Bewohner. «Kinder müssen mit schweren Säcken auf dem Kopf mehrere Kilometer weit zur nächsten Getreidemühle gehen. Deswegen finanzieren wir je länger je mehr Getreidemühlen in abgelegenen Dörfern», erklärt Bruhin.

Weitere Infos sind erhältlich bei Katja und Felix Bruhin, Paradiesli 42, 8842 Unteriberg oder via www.ashia.ch / Telefon 055 460 31 73 Spenden sind möglich via Bank Linth LLB AG, 8730 Uznach IBAN: CH67 0873 1002 3930 0200 2

Patenkinder, Schulhäuser und Operationen 

Die Stiftung Ashia hat bereits 40 Primarschulhäuser realisiert, zwei befinden sich im Bau. Im neu errichteten Gymnasium in Yagoua gehen 132 Kinder zur Schule. «Für den Bau von weiteren acht Klassenzimmern sind wir auf das neue Schuljahr hin auf der Suche nach Sponsoren», erzählt Katja Bruhin. Auch der Aufbau des Kinderspitals Yagoua hat begonnen. «Innert zwei Jahren wird ein weiterer Traum wahr.» Insgesamt hat Ashia 70 Patenkinder vermittelt. «Es geht ihnen soweit gut.» Sobald wieder Spendengeld verfügbar ist, werden auch weitere Kinderoperationen durchgeführt. Bisher konnten 480 realisiert werden.

Silvia Gisler, Redaktion March24 & Höfe24