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Kanton
12.06.2020

Kein Frauenstreik dieses Jahr

Bild: ZVG / Frauenstreikkomitee von Rapperswil bis Stäfa
Vor bald einem Jahr gingen am Frauenstreiktag, dem 14. Juni, auch im Kanton Schwyz viele Frauen auf die Strasse. Die Arbeitsgruppe Gleichstellung treibt die Forderungen der Frauen auf verschiedenen Ebenen weiter.

Auch für den kommenden 14. Juni sind schweizweit von den Frauenstreik- Komitees Aktionen angesagt. Was unternehmen die Frauen in unserem Kanton?

Karin Schwiter: Sie tragen violett, sie hören das Streikradio «Radia Lora», sie beteiligen sich an einer Online-Aktion. Oder sie treffen sich mit ein paar Freundinnen. Auf jeden Fall geniessen sie den Streik-Jubiläumstag.

Weshalb hat man letztlich von Aktionen abgesehen?

Angesichts der fortbestehenden Corona- Abstandsregeln ist es derzeit nicht sinnvoll, Streik-Aktionen zu organisieren. Bereits laufen jedoch vielerorts Vorbereitungen für das kommende Jahr. 2021 feiern wir 50 Jahre Frauenstimmrecht. (...)

Wo steht man im Kanton Schwyz zurzeit, etwa mit der Forderung nach Lohngleichheit?

Die Hebammen kämpfen seit Jahren für eine angemessene Entschädigung ihrer Bereitschaftsdienste, ebenso die Altenbetreuerinnen in Privathaushalten. Auch die Lohngleichheit für Kindergartenlehrpersonen ist im Kanton Schwyz noch nicht realisiert. Im Juni beginnt unser neu gewähltes Kantonsparlament mit seiner Arbeit. Das eröffnet neue Chancen, dass wir bei der Lohngleichheit – und bei vielen anderen Gleichstellungsthemen – endlich Fortschritte machen.

«Corona hat uns vor Augen geführt, welche Tätigkeiten für unsere Gesellschaft tatsächlich überlebenswichtig sind. »
Karin Schwiter

Die Corona-Krise habe deutlich die Mehrfach-Belastung von Frauen gezeigt. Was ist Ihnen in dieser Zeit besonders aufgefallen? 

Corona hat uns vor Augen geführt, welche Tätigkeiten für unsere Gesellschaft tatsächlich überlebenswichtig sind. Dazu gehören die Nahrungsmittelversorgung, die Kinderbetreuung und die Pflege kranker und älterer Menschen. Diese Arbeiten werden oft von Frauen ausgeführt. Trotz ihrer «Systemrelevanz » bieten sie jedoch sehr schlechte Arbeitsbedingungen und sind miserabel bezahlt.

(...)

Müssten nicht gerade jetzt, im Nachgang der Krise, die Forderungen erneut konkret in den Kantonsrat getragen werden?

Das passiert bereits:Zum Beispiel fordern zwei kürzlich eingereichte Vorstösse den Regierungsrat auf, endlich auch im Kanton Schwyz ein Rettungspaket für die in Finanznot geratenen Kindertagesstätten zu schnüren. Wir erwarten aber nicht nur vom Parlament, sondern auch von der Regierung, dass sie nun von sich aus tätig wird.

* SP-Politikerin und alt Kantonsratspräsidentin Karin Schwiter beantwortete die Fragen namens der Arbeitsgruppe Gleichstellung (Nachfolgeorganisation des Frauenstreik-Komitees im Kanton Schwyz).

Johanna Mächler, Redaktion March24 / Höfe24