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Zahl der überwinternden Wasservögel nimmt ab

Bild: Adobe Stock
Ob Singschwäne aus Lettland oder Lachmöwen aus Polen und Tschechien: Fast eine halbe Million Wasservögel verbringen ihren Winter in der Schweiz, die meisten sind Gäste aus nördlichen und östlichen Gebieten. Auch der «Vogel des Jahres» beehrt uns mit seinem Besuch.

Knapp eine halbe Million Wasservögel überwintert derzeit in der Schweiz. Sie stammen teils von weit her, meist aus dem Norden oder dem Osten, und finden bei uns auf den offenen Seen genug Nahrung.

In besonders grosser Zahl besuchen uns die schwarz-weissen Reiherenten: Rund 100'000 dieser kleinen Tauchenten tauchen jedes Jahr auf; vor 30 Jahren waren es gar noch 200'000. Gründe für den Rückgang sind vielgestaltig: Weil die Winter immer milder werden, können die Vögel immer weiter im Norden bleiben, um ganzjährig offene Seen zu finden.

Zerstörung und Störung von Überwinterungsgebieten

Durch die Zerstörung ihrer Lebensräume nehmen gleichzeitig viele Wasservögel in ihren weltweiten oder europaweiten Beständen ab. Studien in der Schweiz haben zudem gezeigt, dass wichtige Rast- und Überwinterungsgebiete bisher zu wenig gut geschützt werden. Durch häufige Störungen werden diese überdies ökologisch abgewertet.

Krickenten wiederum sind die kleinsten Enten Europas. Den Namen erhalten haben sie aufgrund ihres «Krrik»-Rufes.

Löffelenten tragen ihren riesigen Schnabel nicht zu unserer Belustigung, sondern weil sie ausgeprägte Nahrungsspezialisten sind: Dank dichten Lamellen auf den Schnabelseiten können sie das Wasser durchseihen und kleinste Partikel aus dem Wasser herausfiltern.

Schnatterenten, die mit der weiblichen Stockente verwechselt werden können, stammen ursprünglich aus den Steppengebieten Asiens. Sie leben zur Hauptsache von Wasserpflanzen, die sie oft und gerne anderen Arten abjagen.

Die Reiherente ist heute im Winter die häufigste Entenart auf unseren Gewässern und hat stark von der Einwanderung der Wandermuschel profitiert, von der sie sich mit Vorliebe ernährt. Bild: Adobe Stock

Anpassungsfähige Kolbenente fühlt sich hier wohl

Die Kolbenente wiederum wirkt mit dem orangen Kopf und dem leuchtroten Schnabel ganz schön exotisch. Durch ihre Anpassungsfähigkeit und die Erholung der Wasserpflanzenbestände durch bessere Wasserqualität sieht man sie seit den 90ern immer häufiger in der Schweiz. So kann man ihr mitten in Luzern oder Zürich begegnen, wenn sie Brotschnäppchen zu ergattern versucht.

Das Füttern von Wasservögeln ist allerdings keine gute Idee und auch vielerorts verboten. Erstens ist Brot keine artgerechte Nahrung und zweitens können sich die Vögel an den Nahrungsplätzen leicht mit Krankheiten anstecken, so auch mit der Vogelgrippe.

Vor nicht allzu langer Zeit war das Erscheinen der exotisch anmutenden Kolbenente ein seltenes Ereignis, besonders abseits des Bodensees. Die Zahl der Überwinterer ist in den Neunzigerjahren aber stark angestiegen. Bild: Adobe Stock

Heimliche Vogel des Jahres

Gerade im Winter ist auch der sonst heimliche Vogel des Jahres 2024, der Zwergtaucher, gut zu beobachten. Immer wieder fällt er mit seinem lautstarken Trillern auf. Nicht selten sind die kleinen Federbälle jetzt sogar in kleineren Gruppen unterwegs und tauchen zusammen nach Nahrung. Es lohnt sich also, einen kleinen Winterspaziergang an unseren Gewässern zu unternehmen und den Feldstecher mit dabei zu haben.

Der Zwergtaucher ist der kleinste Fisch fressende Wasservogel und wird von Spaziergängern oft für ein Entenküken gehalten. Bild: Adobe Stock

Schweiz eignet sich nur als Winterquartier

Interessant ist, dass die meisten Entenarten in der Schweiz in grosser Zahl überwintern, aber nicht oder nur in sehr geringer Zahl brüten. Was ist der Grund? Im Winter benötigen Enten grössere Seen, die nicht zufrieren. Im Sommerhalbjahr hingegen brauchen sie flache Gewässer mit möglichst vielen Inseln oder Feuchtgebieten am Ufer. Solche Habitate wurden in der Schweiz seit 1850 weitgehend zerstört.

Zur Sicherung der bestehenden wertvollen Gebiete ist eine Verdoppelung bis Verdreifachung der Fläche dieser Lebensräume nötig, um deren Artenvielfalt und Ökosystemleistungen langfristig zu erhalten. Zusätzlich zu ausgedehnten Feuchtgebieten und Mooren braucht es Weiher und temporär überschwemmte Flächen. 

Birdlife Schweiz