Der holländische Elefantenbulle Mekong bringt Leben in Knies Kinderzoo. Mekong sollte dem schüchternen und 16 Jahre jüngeren Thisiam Nachhilfe in Sachen Paarung erteilen, was bisher gut geklappt hat. Die Ankunft des 38-jährigen Mekong habe bereits einiges bewirkt, sagt Franco Knie senior, Gesamtverantwortlicher des Rapperswiler Kinderzoos. Er schildert, wie bei Thisiam die Hormone verrückt spielen und warum auch Elefanten Schwangerschaftsgymnastik dringend brauchen.
Franco Knie, nach seiner Ankunft aus Holland musste der neue Elefantenbulle Mekong zunächst in Quarantäne. Weshalb?
Immer wenn ein Wildtier aus einem Zoo in ein anderes Land kommt, muss es zunächst in Quarantäne. Das hat mit der Corona-Pandemie nichts zu tun. Mekong ist ja aus Holland zu uns angereist. Mekong kam bei uns also zunächst 30 Tage ins abgetrennte Elefantenhaus mit einer Sandbox und viel Platz. Mit der Zeit wurde ihm etwas langweilig so alleine, doch wir haben versucht, ihn mit Hilfe der Pfleger spielerisch zu beschäftigen – zum Beispiel übers Waschen oder indem Futter versteckt wurde.
Wann wurde er zu den Weibchen ins Gehege gelassen?
Das war kurz nach jenem Monat in Quarantäne. Wir haben dies gruppenweise gemacht: Ein Teil der Elefantenweibchen kam zu Mekong, der andere Teil zu Thisiam ins Gehege. Bereits am dritten Tag hat Mekong gedeckt.
Haben Sie dies per Zufall gesehen oder wurde er videoüberwacht?
Wir hatten natürlich vermehrt ein Augenmerk auf ihn gerichtet. Auch die Zoobesucher haben es gesehen (schmunzelt). Eine Elefantenkuh hat er am gleichen Tag viermal gedeckt. Ein paar Tage später hat er dann noch eine andere Elefantendame gedeckt. Thisiam hat das natürlich mitbekommen.
Was hat das bei Thisiam ausgelöst?
Wenn Bullen decken, treiben sie die Weibchen in eine Ecke. Dabei gibt es Geräusche bei den Weibchen. Thisiam war aufmerksam und hat das gesehen und gehört. Das hat bei ihm sehr schnell die sogenannte Musth ausgelöst: eine Verhaltensänderung, in der ein Bulle ein Mehrfaches an Testosteron produziert und paarungsbereit ist. Es brachte sozusagen seine Hormone in Wallung. Thisiam war, seit er bei uns ist, nicht mehr in der Musth. Beide, Thisiam und Mekong, sind jetzt schon seit geraumer Zeit in dieser Phase. Thisiam ist jetzt ein richtiger Bulle.
Er hat dann seine ersten Paarungsversuche gestartet?
Genau, die hat er hinter sich. Er ist schon auf die ersten Weibchen aufgesprungen – allerdings hat er den Akt noch nicht, sagen wir, «bis zum Ende » ausgeführt (schmunzelt). Für ihn war das jedoch bereits ein riesengrosser Schritt. Das stimmt uns zuversichtlich, dass es mit ihm und dem Nachwuchszeugen noch klappen wird. Er ist ja bedeutend jünger als Mekong. Auch für die Zucht mit unseren Elefantenkühen ist er genetisch wichtig und interessant – wie auch Mekong.
Wie viele potenzielle Partnerinnen haben Thisiam und Mekong denn in der Elefantenherde in Rapperswil?
Da wir auch ältere Elefantenkühe haben, die theoretisch noch trächtig werden könnten, bei denen uns aber sozusagen die Zeit davonläuft, wollten wir einen erfahrenen Elefantenbullen. Als Partnerinnen infrage kommen sicher die Elefantendame Sandry und ihre sechsjährige Tochter Kalaya. Letztere ist zwar noch relativ jung, hat aber schon ein paarmal einen Zyklus durchlebt. Hinzu kommen noch zwei weitere Elefantenkühe: Rani und MaPalaj. Insgesamt sind es also vier.
Wer sich für welches Weibchen entscheidet, überlässt man den beiden Bullen?
Schön wäre, wenn Mekong jetzt Sandry decken würde und Thisiam später Kalaya. Das wäre ein Sechser im Lotto! Tatsächlich ist Thisiam im Moment eher an Kalaya interessiert und Mekong eher an deren Mutter Sandry. Elefanten haben Sympathien für einen potenziellen Partner oder nicht – das ist wie bei uns Menschen. Wenn wir nicht sehen, welcher Bulle eine Elefantenkuh gedeckt hat und es kommt zu einer Schwangerschaft, müsste man einen Vaterschaftstest machen. Für uns als Zoo ist es eine wichtige Information, zu wissen, aus welcher genetischen Linie ein Junges kommt. Dies, um später Inzucht zu vermeiden.