Ein traditioneller Betrieb, gar ein Kultbetrieb: die Mühle Bruhin am Bahnhof in Schübelbach. Doch noch vor wenigen Monaten sah es so aus, als ob dort kein Weizen mehr dort gemahlen würde, dass alles vorbei wäre. Die Produktionshalle hätte abgerissen werden sollen, auf dem Grundstück waren Wohnungen geplant. Eine Kehrtwende liess Christian Bruhin aufatmen. Seit zwei Monaten ist er wieder Mühle-Besitzer und er kann den eigentlichen Mühle-Betrieb fortsetzen.
Eine der ersten Bio-Mühlen
«Alles begann vor 100 Jahren.» Bruhin zeigt mit seiner Hand auf Fotos von seinem Urgrossvater Karl. Zusammen mit seinen Söhnen Anton und Oskar liessen sie die Mühle errichten, die neben dem in den 1920ern gebauten Bahnhof steht. «Das kommt nicht von ungefähr», wie Bruhin ausführt. Die Verwertung von Weizen sei als Grundnahrungsmittel wichtig gewesen. Es musste eine Lösung her, um die schweren, gefüllten Kornsäcke transportieren zu können. «Deshalb wurden Mühlen oft direkt neben Bahnhöfen gebaut. Von den Waggons konnte man die Säcke gut abladen und weiterverwerten.» Aus selben Überlegungen entstand auch die Mühle in Schübelbach.
Die Familie Bruhin baute die Anlage in den 50er-Jahren aus. Die Maismühle wurde 1987 von Grüninger Mühlen AG übernommen, die damals systematisch Mühlen kaufte – hauptsächlich für die Produktion von Bio-Mischfutter. «Für Mühlenbesitzer ist dies attraktiv, ihre Finanzierung ist trotz Konkurrenz gesichert», beschreibt Bruhin die Lage. So war Schübelbach ab 1997 einer der ersten Standorte der Schweiz, an dem ausschliesslich Bio-Futter hergestellt wurde. Anfangs 2019 kaufte dann die Lachner Grund + Bau AG die Mühle-Liegenschaften mit dem Ziel, aus der Anlage Wohngebiet zu schaffen. Grüninger stellte Ende September in diesem Jahr die Bio-Produktion ein und verlegte den Standort nach Flums.
Auf dem Schübelbachner Grundstück werden nun aber doch keine Wohnungen gebaut, denn zur Freude von Bruhin konnte das Land vor wenigen Monaten nach langen Verhandlungen von der Lachner Unternehmung zurückgekauft werden.
Es muss noch viel gemacht werden
Im Oktober nahm Bruhin den Verkauf seiner Produkte in kleinem Rahmen wieder auf. Unterstützt wird er von seinem Mitarbeiter Martin Mächler, der bisher für Grüninger am gleichen Standort gearbeitet hat. «Das Grundsortiment konnten wir übernehmen. Es sind neue, weitere Produkte geplant», freut sich Bruhin und zeigt stolz auf geordnete Kilo-Packungen im Gestell. Bereits wurde nämlich das Sortiment mit Backmehlen erweitert, die vor Ort gekauft werden können. «Es sind zukünftig auch Katzen-, Hundefutter und noch andere Futtermischungen geplant», so Bruhin weiter.
Die Bio-Produktion gibt es so nicht mehr in Schübelbach, deshalb «benötigen wir für die Produktion andere Maschinen», sagt Mächler im Hinblick auf seine neue Arbeitstätigkeit. «Die Produktionsanlage und die Räumlichkeiten sind veraltet», ergänzt Bruhin. Deshalb laufen zurzeit die Umbauarbeiten auf Hochtouren. Es muss noch viel gemacht werden, bis Bruhin und sein Team die Produktion im Sommer 2021 voll aufnehmen können.