Schwinger lässt trotz Verletzung die Korken knallen
Als der spätere Schwingerkönig Christian Stucki am Samstagmorgen zu seinem ersten Gang antritt, ist für Dominik Streiff das Eidgenössische 2019 in Zug bereits wieder vorbei. Um 8.16 Uhr muss der Schwyzer die Arena verlassen. Auf der Trage! Am Ende des zweitägigen Festes taucht er in der Schlussrangliste auf dem letzten Platz auf.
So steigt der "Blick" in die Story des Tuggners ein. Im Vorfeld war lange Zeit unklar, ob es der 25-Jährige als einer von 274 Schwingern überhaupt ans ESAF schafft. Eines Abends ist er aber plötzlich da, der Brief vom Innerschweizer Schwingerverband. Darin die Nomination des Tuggners für Zug. «Die Vorfreude war riesig», erinnert sich Streiff.
«Es ist vorbei!»
Am 24. August ist es dann soweit. Streiff ist beim Einmarsch der Schwinger dabei. Er freut sich, ist aber auch nervös. Danach muss er sich beeilen, da er auf Platz 2 den ersten Gang des Tages bestreiten darf. Sein Gegner ist Michael Ledermann, ein grosser, wendiger Schwinger. Kurz vor Ablauf der sechs Minuten passiert es. Streiff fällt unglücklich. Merkt, dass er seinen linken Fuss nicht mehr rechtzeitig wegziehen kann. Dann knallt es.
Die Schmerzen sind extrem. Das Innenband im linken Fuss ist gerissen. Das Wadenbein gebrochen. «Ich habe zuerst gar nicht gesehen, dass mein Fuss in eine andere Richtung zeigt.» Streiff wird abtransportiert. Das Schwingervolk applaudiert. «Da realisierte ich: Es ist vorbei! Die ganze Vorbereitung, das stundenlange Schinden und Trainieren – und dann das.»
Sein Ziel ist das ESAF 2022
Im Kantonsspital Zug wird er gleich operiert. Um 15 Uhr kommt er aus dem OP-Saal. Als erstes schaltet er den TV an und schaut sich das Eidgenössische an.
Mittlerweile ist Streiff, der auch noch für die Ringerriege Tuggen aktiv ist, auf dem Weg zurück ins Sägemehl. Mit dem Schicksal hadern? Nichts für den Forstwart. «Ich bedauere einzig, dass ich die Atmosphäre nicht richtig erleben konnte.» Vielleicht klappts ja am nächsten ESAF 2022 in Pratteln. «Ja, es wäre schön, wenn ich nochmals an ein Eidgenössisches könnte. Das nächste Mal aber bitte für mehr als nur ein paar Minuten.»