Normalerweise wären die Ausserschwyzer Reiter im April in Rüti und Bilten an den Start gegangen, hätten sich im Mai in Uster, Wädenswil oder Zug getroffen und Annina Züger wäre für die Schweiz am CSIO St. Gallen an den Start gegangen. Nichts von alledem fand im Jahr 2020 wegen der Pandemie statt und eigentlich hatte die Familie Züger auch nicht mehr damit gerechnet, ihr traditionelles Turnier im Juni in Galgenen durchführen zu können. Dann kam es aber doch noch anders. Philipp Züger selbst trug massgeblich dazu bei, dass in der Schweiz ab Mitte Juni wieder Turniere stattfanden. Eine Arbeitsgruppe mit namhaften Vertretern aus dem Reitsport, die er mitinitiiert hatte, hatte ein nachhaltiges Konzept erarbeitet, das wieder Turniere in der Schweiz ermöglichte. Das sogenannte Late Entry Turnier in Galgenen war eines der ersten Turniere, das unter den besonderen Voraussetzungen wieder durchgeführt werden konnte. Zwar komplett ohne Zuschauer, mit einer limitierten Anzahl an Startplätzen, keinen Siegerehrungen und genauestens registrierten Reitern und Helfern fand in Galgenen der Prototyp der Turniere statt, die in den kommenden Wochenenden den Reitsport in der Schweiz unter Corona-Bedingungen wieder ermöglichte.
PB Dicannus ist das beste siebenjährige Pferd der Schweiz

Genaue Planung war unmöglich
Annina Züger blickt mit gemischten Gefühlen auf die vergangenen Monate zurück: «Wir alle haben gelernt, flexibel zu sein. Genau planen, welche Turniere wir reiten können, konnten wir nicht. International konnten wir vorwiegend in Norditalien an den Start gehen. Ansonsten ritten wir einige grössere nationale Turniere sowie die Schweizer Meisterschaften in Humlikon.» Noch bis im Oktober waren Starts in der Schweiz möglich, seit der Verschärfung der Lage wurden die Turniere hierzulande erneut abgesagt. Für viele Schweizer Profis blieb die einzige Möglichkeit, an internationalen Turnieren in Italien oder Spanien teilzunehmen.
Erfolgreiche Nachwuchspferde
«Wir waren in den letzten Wochen mehrmals in Italien und konnten so mit unseren talentierten Nachwuchspferden und auch den routinierten Pferden noch einige Startmöglichkeiten wahrnehmen», erklärt Annina Züger.
Und wie insbesondere sie dies tat: Ihr siebenjähriger PB Dicannus, der im Besitz ihres Onkels und Mäzens Paul Bücheler steht, ist derzeit mit Abstand das erfolgreichste siebenjährige Pferd der Schweiz. Diese Ehre wurde übrigens vor zwei Jahren bereits schon einmal einem Nachwuchspferd von Annina Züger zuteil – Batman d’Aiguilly, mit dem sie am Sonntag in Gorla Minore den ersten internationalen Grand-Prix ritt. «PB Douglass Chavannais, auf den ich sonst in den Grand-Prix vertraue, geht nun in die verdiente Winterpause, so setzte ich vergangenes Wochenende auf Batman. Er löste seine Aufgabe mit lediglich einem Abwurf im Normalumgang ausgezeichnet», erzählt Annina Züger. Batman sei auch mit ein Grund, weshalb sie dieses Wochenende nochmals nach Gorla Minore fahre. «Ich habe so die Chance, ihn vor seiner Winterpause noch einmal in einem Grand-Prix zu reiten», erklärt sie. Nochmals mit von der Partie sein werden auch der so erfolgreiche PB Dicannus sowie Annina Zügers besonderer Schimmel Berlin Blue, der letztes Wochenende in einer Prüfung über 140 cm und einer Prüfung über 135 cm jeweils feiner Fünfter wurde.
Siege zum Saisonschluss
In Italien letztes Wochenende mehrfach unter den Besten war auch Annina Zügers Bruder Philipp. Mit Acolino wurde er über 135 cm Dritter und Sechster.

Mit seiner neuen Stute Queen of the Castle ritt er über 140 cm zweimal fehlerfrei und der siebenjährige Clintheart war ebenfalls zweimal unter den Klassierten. Schliesslich erreichte Philipp Züger mit Electra einen zweiten Rang über 135 cm. «Sehr zufrieden» mit dem Abschluss der Saison war auch die Wollerauerin Georgina Leimer. Ihre sechsjährige Stute Ninette war in der Youngster-Tour Zweite und Dritte, Cantata ging über 140 cm Doppelnull und blieb auch über 135 cm fehlerfrei.
Mit drei Siegen und mehreren Klassierungen überzeugten auch der Berner Marc Röthlisberger und die Innerschwyzerin Bettina Schnyder in Gorla Minore. Seit einiger Zeit sind sie mit ihren Pferden auf dem Gestüt Züger beheimatet.
Prüfungen finden draussen statt
Die Sicherheitsmassnahmen in Gorla Minore sind hoch. «Die Restaurants sind geschlossen, die Reiter haben auf dem Turniergelände lediglich die Möglichkeit, per WhatsApp Essen zu bestellen, abzuholen und dann im LKW zu essen», erklärt Annina Züger. Die meisten Reiter würden in ihren LKWs übernachten, Maskenpflicht herrscht. Wegen Corona und dank des guten Wetters finden die grösseren Prüfungen nicht in der Halle, sondern auf dem grossen Aussenplatz statt. Zuschauer haben keinen Zutritt zum Gelände.