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Lachen
20.04.2021

Elfjährige Ära im «Pöstli» geht bald zu Ende

Bild: aa
Das Restaurant Pöstli in Lachen schliesst per Ende April seine Türen. Für Wirt Hans Peter Schnüriger beginnt ein neuer Lebensabschnitt im Ruhestand. Mit ihm gemeinsam werfen wir einen Blick zurück auf die Anfänge des einstigen Gourmet-Tempels.

Vor elf Jahren startete Hans Peter Schnüriger seine Lebensphase als Wirt des «Pöstli» an der Mittleren Bahnhofstrasse 4. Damals baute er das Restaurant ganz neu auf. Vielen ist das «Pöstli» und dessen freundlicher und engagierter Gastgeber bekannt. Jetzt, mehr als ein Jahrzehnt später, schliessen sich die Türen des hübschen und heimeligen Lokals. «Ich verabschiede mich mit einem lachenden und einem weinenden Auge», gesteht Schnüriger. Mit seiner gutbürgerlichen Küche mit Anlehnung an italienische Kochtraditionen verwöhnte Schnüriger mit seinem Team in den letzten Jahren die Gäste.

Grund für die Schliessung sei seine Pensionierung. «Es sind genau elf Jahre, eine schöne Zahl um aufzuhören.» Aber das Zünglein an der Waage war die Corona-Situation: «Wäre die Ungewissheit um Corona nicht, hätte ich bestimmt noch ein Jahr angehängt. Die Umstände machen ein konkretes Vorausschauen unmöglich.»

«Wäre anderswo nicht möglich»

Der 65-Jährige erinnert sich noch gut an die ersten Zeiten im Lachner Restaurant. Er hatte zuvor bereits 25 Jahre Erfahrung als Geschäftsführer verschiedenster Zürcher Restaurants gesammelt. Er eröffnete das «Pöstli» 2010 neu, als es schon länger geschlossen war. «Es war schwer für mich.» Er habe niemanden gekannt in der Region und selbst das eigene Lokal war ihm fremd. Trotz allem war ein Neuanfang möglich: «Ich entwickelte ein komplett neues Konzept. Das wäre anderswo nicht möglich gewesen, da die Leute reklamiert hätten.» Mit der Zeit machte sich das «Pöstli» in Lachen und der Region einen Namen und wurde zu einer lebendigen und geselligen Beiz. Bald hiess es nicht mehr «Wir gehen ins Pöstli», sondern die Leute nannten es nur noch: «Wir gehen zu Annett und Hans Peter.»

 

Bild: aa

Take-away als «Arbeitstherapie»

Als Wirt sei das letzte Jahr besonders schwierig gewesen. «Durch die Ungewissheit war es ein ständiges Hin und Her.» Für das Restaurant sei es zwar keine existenzielle Bedrohung gewesen, «aber das hätte nicht sein müssen», meint Schnüriger. Das tolle Team habe vieles wettgemacht. «Die Personen, die das Pöstli repräsentieren, machen es so einzigartig», so Schnüriger voller Stolz und Dankbarkeit. «Anstand, Freundlichkeit und Authentizität waren unser Erfolgsrezept.» Eine Beiz ohne Persönlichkeit und Tiefe mache heutzutage keinen Sinn mehr.

Zu Beginn hatte sich der Wirt kein Take-away-Angebot vorstellen können, doch nach geraumer Zeit wurde es Schnürgier «zu eintönig und langweilig zu Hause». Er nennt es humorvoll «Arbeitstherapie». 

Ein Blick zurück und nach vorne

Die Frage, ob er alles nochmals genau gleich machen würde, bejaht der baldige Pensionär: «Die vielen Beziehungen, die man aufbaut, die Kameradschaften, die entstehen sowie der nahe und direkte Kontakt sind nur einige der unzähligen Gründe, die für ein Leben als Wirt sprechen.» Er habe die abwechslungsreiche Atmosphäre und die Anerkennung durch die Gäste genossen.

Ab Oktober wird ein neuer Wirt das Restaurant weiterführen. Unter welchem Namen und Konzept, ist noch unklar. Gross ist die Vorfreude von Schnüriger auf die neu gewonnene Freizeit, die er ab Mai geniesst. Er werde sich wieder mit seinen Leidenschaften, etwa dem Motorradfahren, beschäftigen. «Endlich habe ich auch Zeit für meine Freunde und meine Kinder. Zeit, um jeden Tag einfach auf mich zukommen zu lassen.» Bestimmt werde es in der ersten Zeit komisch sein, wenn man plötzlich nicht mehr so viel los hat. «Ich bin offen für alles und freue mich auf den Ruhestand.»

Das Team, die Gäste und die Freunde, die er durch das «Pöstli» gewonnen habe, seien dem 65-Jährigen sehr ans Herz gewachsen. Doch Hans Peter Schnüriger ist sich sicher: «Man sieht sich immer zweimal im Leben!» Er kenne die Region mittlerweile sehr gut. Man werde sich schon nicht aus den Augen verlieren. «Das Kapitel geht dem Ende zu, doch es wird der Grundbaustein für ein neues Abenteuer sein.»

Mia Jule Hähni, Redaktion March24 & Höfe24