Home Region Sport Agenda Schweiz/Ausland Magazin
Freizeit
19.06.2021
06.05.2022 15:12 Uhr

Zu viele Fremdstoffe im Grüngut

Das Amt für Umwelt und Energie des Kanton Schwyz rät, nur kompostierbare Abfallsäcke mit Gitternetzaufdruck zu verwenden. Die abgebildeten 120 Liter-Säcke sind zwar kompostierbar, es fehlt aber das Gitternetz. Diese Säcke müssen aussortiert werden.
Das Amt für Umwelt und Energie des Kanton Schwyz rät, nur kompostierbare Abfallsäcke mit Gitternetzaufdruck zu verwenden. Die abgebildeten 120 Liter-Säcke sind zwar kompostierbar, es fehlt aber das Gitternetz. Diese Säcke müssen aussortiert werden. Bild: Heidi Peruzzo
800 Tonnen Kunststoffe gelangen jährlich in die Umwelt, weil Fremdstoffe in den Grünabfällen entsorgt werden. Aber auch kompostierbare Grünabfallsäcke sind vermehrt ein Problem.

Vorletztes Jahr wurden in der Schweiz über sechs Millionen Tonnen Siedlungsabfälle gesammelt – mehr als 700 Kilogramm pro Einwohner. Rund ein Viertel davon – oder 162,5 Kilogramm pro Einwohner – war Grünabfall.

800 Tonnen Kunststoffe

Das Grüngut wird in Kompostier- und Biogasanlagen zu Kompost und Vergärungsprodukten verarbeitet. Diese wiederum finden als Dünger und zur Bodenverbesserung sinnvolle Verwendung in der Landwirtschaft, im Gartenbau, in öffentlichen Anlagen und in privaten Gärten. Doch auf diese Weise gelangen jährlich auch mehr als 800 Tonnen Kunststoff in die Umwelt, weil dieser als Fremdstoff in den Grünabfällen entsorgt wird. Das hat die Studie «Kunststoffe in der Umwelt 2020» gezeigt, welche im Auftrag des Bundesamts für Umwelt durchgeführt wurde. Das bestätigt auch Stefan Bruhin, Geschäftsführer beim ZAM (Zweckverband Abfallentsorgung March): «Unsere Mitarbeiter bei der Abfallentsorgungsstelle lesen alle möglichen und unmöglichen Fremdkörper aus dem Grüngut. Auch die Kehrichtmänner auf den Fahrzeugen informieren uns, wenn sie bei der

Grüngut-Sammlung auf Fremdkörper aufmerksam werden.» Bei grösseren Überbauungen passiere dies öfters als in Einfamilienhausquartieren. «In solchen Fällen nehmen wir Kontakt mit der zuständige Verwaltung auf oder hinterlassen einen Merkzettel», so Bruhin.

Neue Empfehlung des Bundes

Seit diesem Jahr werden die regelmässigen Untersuchungen des Grüngutes nach Kunststoffen, Glas und Metallen ausgeweitet. Alle Anlagebetreiber sind verpflichtet, die Analysen gemäss der neuen Empfehlung des Bundesamtesfür Landwirtschaft vom 23. Februar 2021 durchzuführen. Bereits heute sind alle Akteure in der Pflicht: Die Gemeinden müssen Sammelvorschriften klar mitteilen und durchsetzen, Haushalte müssen Fremdstoffe vom Grüngut fernhalten, und Sammelunternehmen sollen sichtbar verunreinigtes Grüngut stehenlassen. Für Letzteres gibt es seit kurzem sogar Sammelfahrzeuge mit Fremdstoffscannern– der Verursacher kann so besser lokalisiert werden. Im Kanton Zug ist bereits ein Testfahrzeug im Einsatz. Letztlich müssen die Betreiber von Kompostier- und Biogasanlagen den Eingang verunreinigten Grüngutes reduzieren, Fremdstoffe aussortieren und bei Bedarf die Feinaufbereitung verbessern.

Kompost und Vergärungsprodukte haben im Kanton Schwyz allgemein aber eine gute Qualität. Die Erfahrung zeigt, dass Grüngut aus Haushalten in ländlichen Gebieten geringere Fremdstoffmengen enthält und in städtischen Gebieten die Verschmutzung tendenziell zunimmt.

Verwirrung bei BAW-Produkten

Auf dem Schweizer Markt gibt es eine Vielzahl an Produkten aus sogenannten biologisch abbaubaren Werkstoffen (BAW) – auch Biokunststoffe genannt. Besonders beliebt sind die Grünabfallsäcke. Dem Konsumenten begegnen vor allem zwei Arten Biokunststoffe mit jeweils zwei unterschiedlichen Bezeichnungen: «bio-basiert» oder «aus erneuerbaren Ressourcen» einerseits und «biologisch abbaubar» oder «kompostierbar » andererseits.

«Recyclingsäcke oder rezyklierbare Abfallsäcke sind nicht biologisch abbaubar und können nicht kompostiert oder vergärt werden», erklärt Stefan Rüegg, Sachbearbeiter Abfall und Boden beim Schwyzer Amt für Umwelt und Energie. Das verwirrt die Konsumenten. «Alle biologisch abbaubaren und kompostierbaren Säcke sind mit einem Gitternetzaufdruck gekennzeichnet », erläutert er. Diese werden normalerweise vollständig abgebaut. In den professionellen Anlagen sei nicht die Temperatur das Problem. «Der Gitternetzaufdruck wird nach ein paar Tagen nicht mehr erkannt, und diese Säcke werden dann vorsorglich aussortiert. Wenn Rückstände solcher Säcke im Kompost verbleiben, denkt der Kunde, der Kompost sei mit Kunststoffen verschmutzt», so Rüegg.

Heidi Peruzzo, Redaktion March24 und Höfe24