Auch wenn sie in den Gewässern der Zentralschweiz noch nicht vorkommt – Betreiber von Infrastrukturanlagen unter Wasser fürchten sich vor ihr. Denn die Quaggamuschel ist eine gefürchtete Vertreterin der sogenannten invasiven Neobiota, wie es in einer Medienmitteilung der Umweltfachstellen der Zentralschweizer Kantone heisst. Quaggamuscheln können an Entnahme- und Aufbereitungssysteme von Wasserversorgungen oder anderen technischen Anlagen unter Wasser anhaften und sich dort vermehren. Die winzigen, von Auge nicht sichtbaren Larven können von den Filtern vor den Leitungen nicht vollständig zurückgehalten werden und so die Leitungen besiedeln. Ausgewachsene Muscheln überwuchern zudem die Filter und Ansaugkörbe von Leitungen.
Im Bodensee und in den grossen Westschweizer Seen ist die Quaggamuschel bereits weit verbreitet. Zusätzliche Kontrollen, Reinigung und Unterhalt sorgten bei Anlagebetreibern für zusätzliche Kosten, um die Trinkwasserversorgung und -aufbereitung aufrechtzuerhalten.
Damit die Quaggamuschel nicht in unsere Gewässer gelangt, appellieren die Zentralschweizer Umweltfachstellen an Wassersportlerinnen und Fischer, bei einem Gewässerwechsel auf Aquatische Neobiota zu achten und mitzuhelfen, die Verbreitung von invasiven Arten in neue Gewässer zu stoppen.
Problematische Eigenschaften
Schon jetzt kontrollieren Anlagebetreiber an nicht betroffenen Gewässern ihre Anlagen, um einen Befall möglichst früh zu erkennen. Noch seien die Methoden gegen die Quaggamuschel nicht ausreichend erprobt und die langfristige Wirkung ungewiss. «Wir sind am Forschen», sagt Sandro Betschart vom Schwyzer Amt für Gewässer. Sollte die Quaggamuschel trotz aller Massnahmen eingeschleppt werden, sieht Betschart bei kleinen Vorkommen eine Chance, das Neobiota zu bekämpfen. Bei grösserer Ausbreitung werde die Bekämpfung im See schwierig, «dann haben wir den Kampf verloren». Denn im Gegensatz zur Wandermuschel, die schon seit Jahren in der Schweiz etabliert ist, verfügt die Quaggamuschel über Eigenschaften, die für Anlagen unter Wasser besonders problematisch sind. So kann sie in nährstoffärmeren und kälteren Gewässern überleben, laicht das ganze Jahr über und sie kommt in grösseren Tiefen – weit über 100 Meter – vor.