«Raus aus dem Wandschrank»: Das Buch von Jürg Bläuer richtet sich an Menschen, die sich mit gesellschaftlichen Themen, insbesondere verschiedener Formen sexueller Orientierung und den damit verbundenen Vorurteilen, auseinandersetzen.
Wie kommt der Arther Jürg Bläuer dazu, ein Buch herauszugeben? «Ich habe Freude an der Sprache und daran, Gedanken in Worte zu fassen», erklärt der Autor des ab sofort in den Buchhandlungen erhältlichen Werks. Die Idee dazu sei ihm im Zusammenhang mit seinem Coming-out gekommen. Aber auch seine Erfahrungen mit Institutionen, als Bläuer in der HIV-Prävention arbeitete, sorgten für einen Schub.
Als dann auch noch von zwei Verlagen positive Signale kamen, entschloss Bläuer sich, das Thema um ein paar Kapitel anzureichern und das jetzt erschienene Buch herauszubringen. Sein innerliches Coming-out habe angefangen, als er etwa 13, 14 Jahre alt war. «Ellenlang habe ich meine Neigung versteckt», sagt er. Etwa 24-jährig hat er dann einzelne Leute «eingeweiht». Öffentlich sichtbar machte Bläuer sein Schwulsein erst mit 35 Jahren.
Auf seinem Weg dahin hat er immer wieder fest geschriebene Grenzen überschritten. Als katholischer Priester hatte er eine Beziehung zu einer Frau – «die inoffiziell sogar vom Bistum toleriert wurde». Die Kirche sei für ihn eine Zeit lang Fluchtort gewesen. «So konnte ich der Frage von Familie und Freunden, warum ich denn nicht endlich heirate, aus dem Weg gehen.»
Kein Rezeptbuch
Väter, die drohen, Schwule mit dem Schlagring zurechtzurücken, Ärzte, die Homosexualität mit Therapie behandeln wollen: Jürg Bläuer beobachtete in den letzten 50 Jahren viele Prozesse, die in Gang gekommen oder immer noch stehen geblieben sind. «Wenn mein Buch dazu beitragen kann verständlich zu machen, was abläuft, dann ist eines meiner Ziele erreicht. » Das Buch sei weder Rezeptbuch noch Ratgeber. Es zeige vielmehr auf, dass noch viele Grenzen zu überwinden sind – institutionelle, in den Köpfen und in den Einstellungen. In «Raus aus dem Wandschrank» (ISBN 978-37252-1073-2) berichtet der Arther aber auch über positive Erfahrungen: «Ich habe bei einigen Menschen miterleben dürfen, dass sie sich den Prozessen gestellt haben.» Heute sei es auch in kleineren Orten möglich, Hand in Hand durchs Dorf zu laufen – egal ob Mann und Frau, zwei Männer oder zwei Frauen.