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Schübelbach
19.05.2021

«Ui, was ist das?»

Die Schübelbachner Primarschüler versuchten mit dem Gehstock den richtigen Weg zu finden.
Die Schübelbachner Primarschüler versuchten mit dem Gehstock den richtigen Weg zu finden. Bild: Franz Feldmann
Primarschüler aus Schübelbach lernen, wie es ist, den Alltag mit einer Sehbeeinträchtigung zu meistern.

Was sieht man eigentlich, wenn man praktisch nichts mehr sieht? Wie fühlen sich Menschen mit einer Beeinträchtigung des Sehver­mögens? Diese Woche steht auf dem Schulareal Gutenbrunnen in Schübelbach das Erlebnismobil der Christoffel Blindenmission.

Am Dienstagmorgen kamen die 4. Klässler aus Buttikon in den Genuss eines eindrücklichen Anschauungsunterrichts. Mit einer Brille ausgestattet, die die Sicht mit Grauem Star simuliert, musste sich der Weg durch das Erlebnismobil ertastet werden. Es braucht Mut, für einige sehr viel Mut sogar, sich im Dunkeln auf verschiedenen Untergründen und immer wieder wechselnden Wandbeschaffenheiten durchzukämpfen, sich auf ein ungewohntes Erlebnis einzulassen. Manch einen, der sich zuvor noch selbstsicher gegeben hatte, überkam kurz nach dem Betreten fast schon Panik.

Der Graue Star wird mit Hilfe einer Brille simuliert. Bild: Franz Feldmann

Nichts ist mehr, wie es Sekunden zuvor noch gewesen ist. Alles ist dunkel, Licht ist nur noch schemenhaft wahrnehmbar. Farben gibt es praktisch keine mehr. Die Orientierung ist verloren. Möglichst schnell raus, die Anweisungen, sich alles zu ertasten und vieles auszuprobieren, sind weit in den Hintergrund gerückt. Draussen ist es einfacher, sich mit praktisch keiner Sicht auf den Weg zu machen, nur mit Hilfe des Blindenstocks. Die Stimmung wird sofort gelöster, aufgeräumter.

Mit dem Blindenstock geht die Orientierung schon viel besser. Bild: Franz Feldmann

Schwieriger Alltag

Die zweite Gruppe versucht im Innern des Schulhauses, in Zweiergruppen Alltägliches zu erledigen. Die Augen sind mit einer Binde abgedeckt. Gewürze riechen, Spiele spielen, ohne etwas zu sehen, Gegenstände fühlen. Auch hier braucht es Mut, sich auf die anderen Sinne oder sein Gegenüber zu verlassen.

Welches Gewürz es wohl sein mag? Bild: Franz Feldmann

Viel wohler ist es den 4. Klässlern, wenn sie über ihre Erfahrungen mit Behinderungen oder Lebensumständen in anderen Ländern berichten können, da reissen die Wortmeldungen fast nicht ab. So scheinen alle froh zu sein, den Alltag mit guter Sicht und wachen Sinnen meistern zu können.

Franz Feldmann, Redaktion March24 & Höfe24